Zur schönen Aussicht
Restaurant / Hotel
Informationen
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Die Gastwirtschaft "Zur schönen Aussicht" in Möltenort wurde in den 1930er Jahren von Arthur Lempke eröffnet. Das Haus hieß vorher "Villa Elisabeth" und wurde in den 1920er Jahren als Sommerhaus vom Kieler Nervenarzt Doktor Wassily benutzt. In Berlin lernte er seine zweite Frau Maria Cosima Francisca Claudine Gräfin Gravina dei principi di Maracca (* 1886 - † 1929 in Dresden) kennen, die Hochzeit wurde 1911 im Palazzo Vechino in Florenz gefeiert. Sie war die Enkelin von Cosima Wagner, Richard Wagners zweiter Frau. Trauzeugen in Florenz waren Siegfried Wagner und der Maler Ludwig Hofmann. Im September 1915 heirateten dann auch Siegfried und Winifried Wagner, geb. William (* 1897- † 1979), die ihre abgebrochene Hochzeitsreise im September 1918 in Möltenort nachholten. Die Ehe Wassilys wurde bereits 1922 wieder geschieden.
Das ehemalige Sommerhaus in Möltenort wurde um 1900 vom Architektenbüro Schwerdtfeger und Schmüser, für den Hofapotheker Doktor Rüdel aus Kiel entworfen, welcher das Grundstück von Hans Friedrich Dahmke erwarb. Der kleine T – förmige Fachwerkbau unmittelbar am Strand hatte nichts mit der heimischen Fachwerkstradition zu tun, es war der Typ des Schweizerhauses, der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts überall in Europa Furore machte. Zierfachwerk, ein verhältnismäßig flach geneigtes Dach stark überkragend, der Giebel verbrettert mit ornamentalem Fachwerk und gesägter Balkonbrüstung.
Betreiber der Gastwirtschaft waren seit den 1930er Jahren Arthur und Anna Lempke. Anna kümmerte sich um das Lokal, wenn ihr man auf dem Hafendampfer arbeitete. Die Gaststätte war Treffpunkt und Stammtisch der einheimischen Geschäftsleute. Kieler, die mit dem Fördeschiff kamen und in Möltenort ausstiegen, speisten dort gern zu Mittag und spazierten dann zur Anlegestelle Laboe. Umgekehrt kamen die Fußgänger, die in Laboe ausgestiegen waren, nach Möltenort zum Abendessen: „Wir treffen uns bei Arthur!“ war ein Begriff. Der Dampfer "Stadt Kiel", auf dem Arthur arbeitete, wurde im Zweiten Weltkrieg am 14. Mai 1943 von einer Bombe getroffen wobei er ums Leben kam. Das Schiff wurde gehoben, später umgebaut und dient heute als Museumsschiff "Stadt Kiel".
Die Gastwirtschaft wurde bis 1952 weiter betrieben, zwischendurch auch vom Bäcker Schröder als Pächter. Sie ging schließlich mitte de 1950er an Adolf Hamann, welcher auf der ehemaligen Veranda, einen Festsaal und Sommerappartements (nach ihrem Hersteller "Toni-Häuser" genannt) zur Miete baute. Es war ein angesehenes Lokal und Restaurant, das auch von prominenten Gästen und Seglern der Kieler Woche gern besucht wurde, z. b. von der Familie Wilhelm von Eicken (Tabakfabrikant in Hamburg) und von Hans Joachim Kuhlenkampf. Beide hatten ihre Segelyachten im Möltenorter Hafen liegen.
Adolf Hamann wurde als herausragender Koch geehrt und mit dem Orden "Maître Rôtisseur" ausgezeichnet. Er hat viel für den Fremdenverkehr in Heikendorf getan und war einige Zeit erster Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins. Er organisierte Strandfeste und Strandkonzerte in Möltenort. Adolf Hamann war 1959 Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender des Vereins zu Förderung des Fremdenverkehrs.
Seine Frau Marianne übernham nach seinem Tod die Vermietung und verpachtete das Lokal bereits 1979 an die Familie König. Der Festsaal und die Appartements wurden in reine Ferienappartements umgebaut und von Marianne Hamann noch bis zu ihrem Tod 2006 vermietet. Die Tochter Frauke Gotzian übernahm den kompletten Betrieb und ließ nach Aufgabe des Lokals im Jahr zuvor, den Altbau abreissen. Im Neubau (entworfen von dem Kieler Architektenbüro Riecken und Woelcke) entstanden 5 weitere Ferienappartements und eine Wohnung.
Location: Uferweg
Chronik
Bewohner
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Besitzer↳ Doktor Rüdel
↳ Doktor Paul Johann Friedrich Wassily (* 16.03.1868 in Husum - † 7.05.1951 in Kiel)
↳ Arthur Lempke ⚭ Anna Krützfeldt (* 18.08.1881 - † 16.03.1958)
↳ Adolf Hamann (* 02.10.1914 - † 10.01.1981) ⚭ Marianne Petersen (* 20.11.1918 - † 02.02.2006)
↳ Peter Georg Gotzian ⚭ Frauke Hamann
Quellen
Multimedia
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Uferweg 5, Heikendorf
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Details
- Uferweg 5, Heikendorf
- Zustand: Umgebaut
- Nutzung: Hotel
- Anno: um 1900
- Bis: 2006
- Epoche: Kaiserzeit (1871-1918)
- Landbesitz: Unbekannt