Hotel Seeblick

Hotel / Hotel
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Informationen

  • Bis zum Bau des Hotels Seeblick stand auf dem Grundstück Uferweg 2 das Wohnhaus Schütt, das als 18. Haus im Dorf Möltenort erbaut worden war. Familie Schütt betrieb auf ihrem Grundstück das "Café Liete". Mit dem Bau des Hotels zog die Familie in das neu gebaute Haus Strandweg 3, Jochim Friedrich Schütt hatte hier das Grundstück vom Nachbarn Hans Rix (Strandweg 4) erworben.

    Das Hotel Seeblick wurde um 1906 in 1 ½ Jahren Bauzeit erbaut und erstreckte sich mit dem späteren Saalanbau über eine Länge von circa 50 Metern entlang der Promenade. Ein Herr Theodor Timm, gebürtiger Kieler, soll es in Auftrag gegeben haben, ging kurz darauf pleite und flüchtete nach Amerika. Die Steine für den Bau kamen vom Petersberg. Die Köpfe der Marine Offiziere an der Fassade wurden von Poppe Folkerts (* 9. April 1875 auf Norderney - † 31.12.1949 ebenda) entworfen. Der Stuckateur kam aus Bielefeld.
    Die ersten Jahre wird der Betrieb wie folgt beschrieben:
    "Die ersten beiden Sommer großer Betrieb, Gesellschaftsräume, Billard. Aurus Figurenschneider für die Zimmerräume. Im großen Saal zwei Podien, abwechselnd benutzt, Kapellmeister Gawada. 10 Negerkellner aus den deutschen Kolonien, sprachen deutsch. Die Negerkellner waren für den Betrieb nicht geeignet, denn jeder wollte sich mit ihnen unterhalten, der Betrieb kam zu kurz. Bald gingen sie mit einem Bauchladen, ein Betieb auf eigene Rechnung. Badekarren hatte Seeblick nicht, aber es wurden 6 Ruderboote vermietet. Die Möltenorter Badeanstalt war schon im Betrieb."

    Neben dem großen Saal verfügte das Hotel später über einen Kaffegarten und einer überdachten Terrasse. Hier wurden viele Feste gefeiert und Konzerte veranstaltet. Das Hotel beschäftigte bis zu 40 Kellner, die in einem ‚Kellnerhaus’ und als Mieter in diversen Privathaushalten untergebracht waren.
    Offiziere der Marine, die in Friedrichsort stationiert waren, kamen wie viele andere Jugendliche, aus Kiel nach Möltenort um im Seeblick zu tanzen.

    Irgendwann kurz nach dem Ersten Weltkrieg muss der Saal abgerissen worden sein, die Gründe sind nicht bekannt. Ab dieser Zeit waren auch die „Glanzjahre“ des Hotels vorüber. In den ersten Jahren war das Hotel als GmbH geführt worden, 1932 übernahm Herr Bernhard Friedrich Wilhelm Merkentrupp das Hotel bis 1958. Er hatte vorher das Alster Cafe und Cafe zur Börse in Hamburg.

    Zur Zeit des Nationalsozialismus um 1938 waren im Hotel Arbeiter aus Italien einquartiert die im Kieler Marinearsenal beschäftigt waren. 2 Jahre später wurden diese auf Barackenlager verteilt und es zogen Soldaten ein, die bei Luftangriffen die Förde vernebelten. Dazu gab es die sogenannten Nebelhäuser am heutigen Campingplatz und die Nebelboote im Hafen von Möltenort.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1946, wurden in dem Hotel, in je 4 x 3 Meter großen Zimmern, 28 Flüchtlingsfamilien, überwiegend aus dem damaligen Ostpreußen, untergebracht. Die Zimmer waren mit 3 Bett Kojen, einer Brennhexe und Tisch und Hocker ausgestattet. Die Fenster waren durch die Sprengungen in Korügen zerstört und wurden mit Klarsichtscheiben ersetzt. Gekocht wurde mit Stangenpulver und Gasöl. Der Proviant hing an der Wand und lag unter den Betten.
    Unter den geflüchteten waren die Familien Meller, Döblers, Fischer, Spitz und Erdmann.
    Das Seeblick eröffnete mit dem Ende des Krieges 1945 auch direkt wieder für Veranstaltungen aller Art. Am Wochenende fanden regelmäßig Tanzveranstaltungen statt.

    In der 60er Jahren betrieb Heinrich Schnoor das Seeblick und es wurde 1964 eine Minigolfanlage eingerichtet.
    Der letzte Pächter war der Kieler Bierverleger Werner Seeberg. Er starb in den 1970 Jahren an einem Herzinfarkt.
    Das Hotel und das Grundstück wurden seit 1972 von der Gemeinde Stück für Stück zum Abbruch aufgekauft.
    Am 29. Dezember 1978 wurde das gesamte Inventar versteigert, es war aber klar, dass der Erlös nicht ausreichen konnte die erheblichen Nachlassverpflichtungen zu befriedigen. Hauptgläubiger waren mehrere Brauereien und die Gemeinde. „Das Hotel hat in den letzten Jahren kaum rentabel gearbeitet, die Schulden immens hoch“, erklärte damals Bürgermeister Sätje.

    Im Jahr 1979 wurde das alte Hotel Seeblick schließlich abgerissen. Es wurde damals schon ein Hotelneubau für den Standort geplant. Seit dem Abriss gab es zig Planungen für einen Neubau, die alle nicht realisiert wurden.
    Es wurden mehrere Zeltgaststätten auf dem Grundstück errichtet, die auch guten Zulauf zu verzeichnen hatten.

    Im Jahr 2005 wurden die Pläne konkreter. Es sollte ein großer viergeschossiger Neubau mit 60 Zimmern entstehen. Dies konnte jedoch durch ein Bürgerbegehren abgewendet werden.

    Mit dem Abriss 1979 sicherte der Alt-Bürgermeister Herbert Sätje sechs Zementköpfe, die an der Fassade des alten Hotels verbaut waren.
    Es handelt sich um Abbildungen von Marineoffizieren von einem unbekanntem Künstler. Sie wären 1996 bei Aufräumarbeiten auf dem Bauhof, wo sie eingelagert wurden, fast vernichtet worden. Herbert Sätje rettete Sie aus dem Schuttcontainer, nur einen Tag vor dessen Leerung.

    Das neue Hotel Seeblick wurde im Jahr 2010 eröffnet.


    Location: Uferweg

Chronik

  • 1945 Das Hotel wird im Frühsommer von den Engländern beschlagnahmt.

Bewohner

  • Besitzer

    ↳ Jochim Friedrich Schütt (Häusler) (* 1844 - † 1923) | 1876
    ↳ Schiffsreeder und Fischer Karl Friedrich Schütt | 1902
    ↳ Theodor Timm (* in Kiel) ⚭ Louise Moltmann | 1906
    ↳ Hotel Seeblick GmbH | 1910
    ↳ Bank für Industrie und Landwirtschaft | 1930
    ↳ Heinrich Eissmann (Kaufmann in Hamburg) | 1933
    ↳ Bernhard Friedrich Wilhelm Merkentrup (* 1870 - 22.11.1939) ⚭ Marie (Maria) Schmidt (* 1890) | 1933
    ↳ Britische Besatzung | 1945

    ↳ Fröhlich
    ↳ Hugo Winkelmann
    ↳ Heinrich Schnoor

Quellen

  • Personen: Manfred Schock

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Details
  • Uferweg 2, Heikendorf
  • Zustand: Beseitigt
  • Nutzung: Hotel
  • Anno: 1.906
  • Bis: 1979
  • Epoche: Kaiserzeit (1871-1918)
  • Landbesitz: Unbekannt
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