
Behrend-Haus
Kätnerstelle / Wohnhaus
Informationen
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Anton Christian Kähler (* 25.03.1859 - † 19.04.1945) kaufte 1891 die Kate am Dorfteich. Genannt wurde sie "Grünstengel". Er war Sohn des Insten und Gutsarbeiter Daniel (David Christian) Hinrich Kähler (* 04.10.1831 - † 02.12.1909) aus Altheikendorf und dessen Frau Friedericia Dorothea Möller (* 1834 - † 21.10.1897).
Anton war von Beruf Arbeiter und Wächter. Er und seine Frau Luise hatten 6 Kinder. Der älteste Sohn, Heinrich Kähler starb 1918 an einer Grippe. Zweitältestes Kind war die Tochter Luise, die später das Haus übernahm und den den Kunstmaler Rudolf Heinrich Behrend heiratete. Weiteres Kind war Ernst Otto, er hatte eine Autovermietung und Werkstatt im Neuheikendorfer Weg 7, die Familie kam bei einem Bombenangriff 1944 ums Leben. Der Sohn Otto Christian fiel im Ersten Weltkrieg bei Arras in Frankreich. Die Tochter Martha heiratete den Gärtner Gustav August Kay aus Schwartbuk, der auf dem Brammerkrug lebte. Die jüngste Tochter war Dorothea.
Damals, vor 1928, als Neuheikendorf noch ein eigenständiges Dorf war, lautete die Adresse Dorfstraße 17.Die Kate Grünstengel
Das Haus ist ein niederdeutsches Hallenhaus (Niedersachsenhaus), als Zweiständerhaus in Fachwerkbauweise konstruiert. Die tragenden Ständerbalken befinden sich dabei im Inneren des Hauses und umgeben die große Diele. Errichtet wurde die Räucherkate vermutlich Ende des 18. Jahrhunderts, nachdem begonnen wurde einige Bauern aus der Leibeigenschaft zu entlassen. Einen typischen Balken über dem Tor, in dem die Namen der Erbauer oder das Datum eingraviert wurden gibt es leider nicht mehr. Trotzdem ist es sehr wahrscheinlich eines der ältesten Häuser in Heikendorf und eine der wenigen noch erhaltenen Räucherkaten in unserer Region.
In der alten Kate befindet sich noch heute der große Herd, eine eingefasste Feuerstelle, am Ende der großen Diele. Den Bereich um die Feuerstelle herum nannte man Flett. Hier hielten sich die Bewohner hauptsächlich auf, da es nur an diesem Ort etwas wärmer wurde. Die Küche bzw. Flett konnte man auch über einen Nebeneingang von draußen erreichen. Typisch für eine Räucherkate war das Fehlen eines Schornsteins. Der Rauchabzug erfolgte über das geöffnete Tor oder durch die Eulenlöcher im Giebel. Oben an der Feuerstelle befindet sich eine Platte aus Metall, die vor Funkenflug schützen sollte. Der Rauch verteilte sich weitläufig über die Decke, wo die zu konservierenden Lebensmittel aufgehangen wurden. Der Rauch schützte die Lebensmittel und ebenfalls das Haus selbst vor Ungeziefer. Auf die Gesundheit der Bewohner hatte der Rauch und die ständige Kälte im Winter allerdings keine guten Auswirkungen. Der Wohnbereich, die nicht beheizten Stuben, befanden sich in den hinteren Räumen. Vorne lagen, links und rechts der Diele, die Stallungen und Schlafkammern für die Knechte und Mägde. Darüber befand sich der Speicher. Unter dem Dach lagerte das Stroh für die Tiere. Das Haus wurde mehrere Male umgebaut, wichtige Elemente sind jedoch glücklicherweise erhalten geblieben.Rudolf Heinrich Behrend
Rudolf Behrend wurde am 25.03.1895 als Sohn des Arbeiters Gustav Adolph Behrend (* 14.01.1861 in Mohrungen, Ostpreussen – † 15.02.1933 in Neuheikendorf) in Neuheikendorf geboren und am 29.03.1895 in der Schule getauft. Taufpate war unteranderem auch sein Onkel Anton Christian Kähler (siehe oben). Rudolfs Vater stammte aus Ostpreußen. Dessen Eltern waren Ferdinand Behrend und Caroline geb. Wieckert.
Die Mutter von Rudolf Behrend war Magdalena Catharina geb. Kähler (* 24.09.1865 – † 28.02.1935 in Neuheikendorf), sie war die Schwester von Anton Christian Kähler, dem Besitzer der Kate "Grünstängel". Die Hochzeit der Eltern fand am 01.11.1891 in Schönkirchen statt. Rudolf Behrend hatte drei Geschwister. Emma Behrend (* 16.02.1893 in Neuheikendorf – † 23.03.1894) verstarb mit nur einem Jahr an Masern. Weitere Schwestern waren Thea Caroline (* 11.02.1899 in Neuheikendorf) und Hilda (* 24.10.1903 in Neuheikendorf).
Rudolf Behrend wuchs in Neuheikendorf auf, er beschreibt seine Schul- und Kinderzeit als eine schöne und sorglose Zeit. Nach der Schule wollte er zur See fahren, was ihm seine Mutter aber ausredete. Nach einem missglückten Versuch in einem ihm sehr fremden Beruf, dem Maurerhandwerk, begann er eine Malerlehre. Er absolvierte 1915 seine Gesellenprüfung als Dekorationsmaler mit Auszeichnung. Er wollte sparen und dann eine Schule besuchen. Doch der Erste Weltkrieg kam dazwischen. Diesen erlebte Behrend in Frankreich. Zwischen 1917 und 1919 war er in englischer Kriegsgefangenschaft in Flandern. Nach seiner Heimkehr lernte er den Landschaftsmaler Heinrich Blunk kennen. Bei ihm hat Behrend Stillleben und Landschaften gemalt. Zur Fortbildung seines künstlerischen Ausdrucks belegte Rudolf Behrend ab 1920 Kurse an der Kunstgewerbeschule in Kiel, wo u.a. auch Werner Lange unterrichtete. Er beschreibt diese Zeit als noch einmal eine glückliche Zeit, wenn er mit anderen Schülern zusammen bei der Wassermühle in Heikendorf saß. Geld verdiente er als selbständiger Dekorationsmaler. Im Jahr 1922 heiratete er Luise Kähler (* 24.05.1892). Sie bekamen ihre Tochter Lisa Behrend (* 20.05.1922 - † 16.01.2017) im gleichen Jahr und zogen in die Strohdachkate ihrer Eltern. 1926 reiste er nach Ostpreußen, in die Heimat seines Vaters. Auf einer Kunstausstellung in Heikendorf traf Behrend den Kunsthändler Peter Hattesen aus Flensburg. Freundschaftlich verbunden förderte Hattesen den Künstler und ermöglichte ihm, in seiner Kunsthandlung die klassische Moderne zu studieren. Im Jahr 1939 wurde Behrend erneut in den Krieg einberufen. Er wurde 1940 krank aus dem Polenfeldzug entlassen und leistete bis Kriegsende Zivildienste bei der Kiregsmarine in Kiel. Nach dem Krieg verdiente er seinen Lebensunterhalt zunächst in der Landwirtschaft. Seine erste Einzelausstellung hatte Rudolf Behrend erst 1946 im Rauhes Haus in Hamburg. Zusammen mit Karl Peter Röhl, Hans Rickers und Werner Lange schloss er sich 1952 zur Kieler Künstlervereinigung „Neue Gruppe Kiel“ zusammen.
Rudolf Behrend starb während der Schneekatastrophe 1979 in seinem eingeschneiten Haus. Die Feuerwehr sorgte für seine Beerdigung.
Location: Neuheikendorfer Weg
Chronik
Bewohner
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Besitzer↳ Claus Hinrich Rühr
↳ Anton Christian Kähler (* 25.03.1859 - † 19.04.1945) ⚭ Luise Magdalene Bauer (* 10.08.1862 - † 17.11.1908)
↳ Rudolf Heinrich Behrend (* 25.03.1895 - † 10.02.1979) ⚭ Luise Kähler (* 24.05.1892)
↳ Lisa Behrend (* 20.05.1922 - † 16.01.2017)
Quellen
- Webseite: https://behrend-haus-neuheikendorf.de
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Details
- Neuheikendorfer Weg 136
- Zustand: Vorhanden
- Nutzung: Wohnhaus
- Anno: 1.798
- Epoche: Königreich Preußen (1701-1918)
- Landbesitz: Unbekannt