
Kirche
Kirche / Kirche
Informationen
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Heikendorf hatte bis zum Ende des Ersten Weltkrieges kein eigenes Kirchspiel. Jegliche kirchliche Ausführungen fanden in Schönkirchen statt. Der weite Weg hielt jedoch viele Kirchengänger davon ab die Kirche zu besuchen. Nur die Bauern, die ein Fuhrwerk besaßen, ließen sich häufiger blicken. Taufen fanden im alten Schulhaus statt. Wenn Not am Mann war übernahm auch mal der Lehrer Wulff eine Nottaufe. Bereits im Jahr 1915 wieß der damalige Pastor Mühlenhardt aus Schönkirchen auf die mangelhafte kirchliche Versorgung Heikendorfs hin. Es wurde ein Gutachten angefertigt. Man verschob das Problem aber auf die Nachkriegszeit.
In den Kriegsjahren wurde in der Schule Konfirmationsunterricht vom Missionar Stäker gegeben. Wohl aus dem Grund, da der Gesundheitszustand der Kinder in Folge des Rübenwinters sehr schlecht war. Die Bekleidung war ebenfalls nicht geeignet um den Weg zur Kirche nach Schönkirchen zurückzulegen. Es soll ein interessanter Konfirmationsunterricht gewesen sein, mit Erzählungen aus dem Missionsdienst im fernen Ausland. Die Konfirmation selbst übernahm Pastor Schulz aus Neumühlen.
Erste Gottesdienste in Heikendorf fanden ab 1919 in der Heikendorfer Schule mit Pastor Morys statt. Dieser war sogenannter Hilfsgeistlicher der Gemeinde Schönkirchen, wo er zuvor Pastor war und von Pastor Grube abgelöst wurde. Er war ledig und wohnte im Teichtor. Jeden Sonntag fand der Gottesdienst im ehemaligen Konferenzzimmer der neuen Schule statt. Der damalige Rektor Fritz Johannsen hat sich sehr um die Gestaltung der Gottesdienste verdient gemacht.
Am 13. März 1920 wurde der Heikendorfer Kirchenausschuss gegründet. Am 11. Juni selben Jahres wurde die Pfarrstelle errichtet und am 22. Juli der Lehrer Behrend zum Organisten berufen. Pastor der Pfarrstelle wurde Pastor Morys, der am 1. Advent 1920 in sein Amt als erster Pastor Heikendorfs eingeführt wurde. Die Gründung des "Kirchlichen Vereins" fand am 27. Dezember 1920 statt. Vorstizende waren der Admiral Otto Christian Wallmann und Konsul Philipp Adolf Lieder. Dieser Verein beschäftigte sich in langen Verhandlungen mit dem Bau eines Gotteshauses in Heikendorf. Im Jahr 1922 wurde das ehemalige Gildehaus der Altheikendorfer Knochenbruchgilde von 1709, welches von dem Heikendorfer Kriegerverein gestiftet wurde, zur ersten Heikendorfer Kirche umgebaut. Am 6. August fand die Grundsteinlegung des Altars statt. Die Kirche wurde am 1. Oktober 1922 durch den Bischof Mordhorst aus Kiel eingeweiht. Die Umbauarbeiten wurden von der Firma Bruhn (Zimmerarbeiten), Schölzchen (Maurerarbeiten) und Holstenberg (Metallarbeiten) ausgeführt. Die Glocke war eine Stiftung von einem versenkten Schiff im Ersten Weltkrieg. Heinrich (Hein Unken) Kähler-Holstenberg hatte sie (angeblich von der SMS Zähringen) besorgt. Geläutet wurde sie von Meta Steffen "Meta Dedelt, wo krist du denn fein' Klang rut ut diese Boddermelkbimmel."
Der pensionierte Lehrer Nissen kaufte Land vom Bäcker Kähler, welches für den Friedhof vorgesehen war. Es war die Koppel am Langensäten und Laboer Weg. Doch diese Koppel war schwerer und nasser Boden. Es musste also ein anderer Ort gefunden werden, damit die Leichen nicht im Wasser stehen mussten. Man tauschte gegen eine Koppel vom Bauern Böhe am Herrkamp. Diese war sandiges, mageres Land, also geeigneter Boden. Der Friedhof wurde wurde am 15. Juli 1923 eingeweiht. Die erste Bestattung fand am 20. August 1923 statt. Es war die Beisetzung von Dora Elise Petersen geb. Ruhser vom Silberturm. Sie starb am 16. August 1923 mit 27 Jahren im Wochenbett.
In der Inflationszeit sicherten sich viele Heikendorfer ein Erbbegräbnis auf 50 Jahre für billiges Geld. Billiger ist seit dem niemand mehr hier im Leben zu einem Begräbnis gekommen.
Die Ev.-Luth. Kirchengemeinde Heikendorf wurde am 1. Oktober 1924 eine selbstständige Kirchengemeinde.
Am Ersten Advent 1927 hielt Pastor Schetelig seine Antrittspredigt. Er kam aus der Haselauer Marsch. Das Dorf war erstaunt über die Kleidung, die die Familie bei ihrer Ankunft trug "altmodisch gekleidet wie im vorigen Jahrhundert". Es stellte sich schnell heraus, sie waren sehr menschliche und hilfsbereit Leute. Doch bereits 1933 gingen Gerüchte rum, dass man den Pastor loswerden wolle. "Man sprach im Flüsterton von Mord." Doch er wurde nicht entlassen. Die Behörde schaltete sich ein. Die Angst hat den Pastor wohl trotzdem nie verlassen. Wenn man ihm begegnete, hob er schon auf 100 Meter entfernung den Arm und am Pfingstmorgen wehte die rote Fahne auf dem Turm.
Die erste Heikendorfer Kirche wurde bei einem Luftangriff in der Nacht vom 26. auf den 27. August 1944 zerstört. Die Luftmine traf das Haus von Familie Kähler, auf der anderen Straßenseite. Die Familie kam bei der Explosion ums Leben. Der Pastor konnte in dieser Nacht noch das Altarkreuz als einzigen Gegenstand aus der brennenden Kirche retten. Gottesdienste mussten nun in der Schule stattfinden und Beerdigungen unter freiem Himmel auf dem Friedhof.
Pastor Scheteligs letzten Wort im Kirchebuch waren "Ich glaube, annehmen zu dürfen, daß unter meinen Nachfolgern das Gemeindeleben frischer werden wird. Das ist mein heiliger Wunsch und mein inniges Gebet für meine geliebte Heikendorfer Gemeinde der ich fast 18 Jahre mit meinen schwachen Kräften habe dienen dürfen." Bei seinen Predigten, in seinen kranken Jahren, hat ihm viele Jahre seine Ehefrau geholfen.
Mit dem Kriegsende wurde das Barackenlager im Laboer Weg durch die Briten geräumt. Man brachte dort Ukrainer und Heimatlose unter. Die Ukrainer errichteten für sich eine kleine Kirche im Lager. Sie erhielten die Glocke aus der zerstörten Heikendorfer Kirche als Leihgabe.
Im Jahr 1946 hatte man den Plan, die Kirche auf dem Grundstück der im Krieg zerstörten Langen Hofstelle wieder aufzubauen. Der Grundstückseigentümer war damit jedoch nicht einverstanden. Zunächst wurde auf dem Friedhof eine Kapelle aus Holz, das von versenkten Schiffen in der Heikendorfer Bucht stammte, errichtet.
Im Lager Korügen entstand eine kleine Holzkirche für die dortigen 989 Ukrainer. In ihr hing leihweise die kleine Glocke der zerstörten Heikendorfer Kirche. Die Ukrainer gingen 1948 nach Friedrichsort und die Heikendorfer bekamen die Glocke zurück.
Der Grundstein für den Kirchenneubau wurde am 27. August 1954 gelegt, also genau 10 Jahre nach der Zerstörung. Die alte Urkunde, die aus den Trümmern geborgen werden konnte, wurde zusammen mit einer neuen Urkunde in den Grundstein eingemauert. Die Kirche wurde auf dem Fundament der alten Kirche gebaut, also auf dem Fundament des Kriegervereinschützenhauses. Das neue Kirchenschiff wurde am 13. März 1955 eingeweiht. Die Kirche selbst offiziell am 30. Juni 1955.
Im Jahr 1959 wurde die 1946 auf dem Friedhof errichtete Kapelle abgerissen.
Neben dem heutigen Kirchengebäude liegen der Grabstein des Konteradmirals Otto Christian Wallmann und der Stein der Pastorenfamilie Schetelig.
Der große circa 20 Tonnen schwere Gedenkstein vor dem Kirchturm wurde nach dem Ersten Weltkrieg am Laboer Weg ausgegraben und mit mehreren Pferdegespannen zur Kirche gebracht.
Die Kirche (Obj. Nr.: 5026) ist ein eingetragenes Kulturdenkmal in Schleswig-Holstein.
Location: Neuheikendorfer Weg
Chronik
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1919 Erste Gottesdienste in der Heikendorfer Schule
1920 Gründung des Kirchenausschusses & des Kirchlichen Vereins
1922 Umbau des ehemaligen Gildehauses zur ersten Kirche
1923 Einweihung des Friedhofs
1944 Zerstörung der Kirche im Zweiten Weltkrieg
1954 Grundsteinlegung für die neue Kirche
1955 Einweihnung der neuen Kirche
1959 Abriss der Kapelle auf dem Friedhof
1965 Bau eines Altenheims am Langen Rehm
1995 Der große Gedenkstein wird umgesetzt
Bewohner
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BesitzerPastoren:
1919 - 1927 Pastor Franz Julius Ernst Morys (* 03.06.1889 Ottensen - † 10.01.1945)
1927 - 1945 Otto Karl Christian Schetelig (* 22.09.1884 Hamburg Hamm - † 23.11.1953) ⚭ Melanine (* 18.11.1891 - † 12.09.1983)
01.09.1945 - 26.10.1958 Pastor Rudolf Friedrich Grieger (* 18.10.1912 Hirschberg-Kummersdorf, Schlesien - † 06.11.1995 Eutin) ⚭ 05.06.1945 Friede Buhmann (* 1918)
28.10.1958 - 31.09.1980 Pastor Hans Förster (* 04.06.1913 Saalfeld / Saale, Thüringen - † 07.07.1992 Preetz) I ⚭ Erika Hildegard Luise (* 22.06.1913 - † 29.10.1982) II ⚭ Erna Juckel geb. Spitz (* 26.01.1912 Sorgenau - † 05.01.2001)
01.10.1980 - 29.05.1988 Wolf-Richard Jessen
01.10.1980 - 21.02.1987 Pastor Peter Alfred Lindemann (* 06.04.1934 - 16.10.2012)
01.03.1987 - Matthias Petersen (Pfarrstelle II)
29.03.1988 - 01.10.1991 Siegfried Munz (Pfarrstelle I)
01.11.1991 - 1996 Susanne Hansen (Pfarrstelle I) ⚭ Walter
1996 - 1998 Sabine Klatt
30.08.1998 Inken Wöhlbrand
2012 - 2017 Pastorin Simone Liepolt
2014 – 2018 Pastor Dr. Christian Rose (* 1975 Neumünster)
2018 Pastor Joachim Thieme-Hachmann
2024 Pastor Dr. Florian Fitschen
Quellen
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Pastorenverzeichnis Schleswig Holstein
Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Heikendorf
Wikipedia.de
Multimedia
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Neuheikendorfer Weg 4, Heikendorf
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Details
- Neuheikendorfer Weg 4, Heikendorf
- Zustand: Beseitigt
- Nutzung: Kirche
- Anno: 1.922
- Bis: 1944
- Epoche: Weimarer Republik (1919–1933)
- Landbesitz: Unbekannt