Wilhelm Schneekloth (* 15.12.1904 – † 06.07.1988) berichtete aus seiner Kindheit im Jahr 1918. Der Erste Weltkrieg ging zu Ende, Elend und Not herrschten im Dorf:
Heinrich “Marokker“ Petersen aus dem Langen Rehm und Christian Willrodt aus der Hafenstraße hatten ein Fuhrunternehmen. Sie verfügten über drei Arbeitspferde, die ihre Wagen zogen. Als Lohn bekamen die Tiere guten Hafer. Im Krieg allerdings meist nur Kaff (Spreu) statt Hafer. Es waren schlimme Zeiten, alles war knapp. Vor der Arbeit kaufte sich Hein “Marokker“ ein Bier und ein Köm. Morgens früh, Jochen Arp (Kolonialwarenladen Dorfstraße 18) war noch gar nicht aus dem Bett, da wummerte Hein schon vor der Tür rum und holte sich die erste Flasche Bier ab. Sein Pferd musste mit dem sparsamen Futter zufrieden sein.
Oben im Laboer Weg lag damals ein großer Sandberg. Die Steigung war so stark, dass jeder Radfahrer dort absteigen und schieben musste. Die Straße war noch nicht ausgebaut wie heute. Der schwarze Rappe, ein hübsches Pferd, konnte schließlich nicht mehr und brach zusammen. Dabei brach sich das Pferd ein Bein und kam nicht mehr hoch. Nun war Hein “Marokker“ aufgeschmissen. Er musste Hilfe aus dem Dorf holen. Hein Sinn war Pferdeschlachter. Auf der Straße musste er das arme Pferd mit einem Messer erlösen. Es wurde auf eine Schleppe gezerrt und in die Scheune von Sinn gebracht. Wir waren so um die 15 Jungens, für uns war es aufregend, wir wollten alles sehen. Wir vergaßen unsere Schularbeiten und kamen spät nach Hause.
Am nächsten Tag gab es im Dorf Pferdefleisch zu kaufen.
Hein “Marokker“ Petersen wurde am 9. August 1864 in Kopperpahl (heute ein Teil von Kronshagen) geboren. Er heiratete 1887 Magdalena Henriette Steffen, Tochter von Friedrich Adolf Steffen und seiner Frau Magdalena Catharina. Friedrich Adolf Steffen war Käthner im Langen Rehm. Sein Vater war Carl Friedrich Steffen (* 1789), Schuster auf dem Damm (am Dammteich).
Hein “Marokker“ hatte den Namen von den Leuten im Dorf bekommen weil er sich eine Hühnerrasse mit dem Namen “Minorka“ angeschafft hatte. Er sagte aber immer „meine Marokker“. Daher kam der Spitzname. Er starb am 7. April 1953.