Vor Kurzem entdeckten wir im Nachlass von Wilhelm Schneekloth (* 15.12.1904 – † 06.07.1988) einen handgeschriebenen Zettel.
Er stammt von dem Kunstmaler Rudolf Heinrich Behrend (* 25.03.1895 – † 10.02.1979), der darin Erlebnisse aus seiner Jugend und der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg beschreibt.
„Zwischen dem Sperrschuppen und der Dänenkate war der Haffkamper Strand, wurde später von den Paddlern Möltenboe genannt. Jeden Sommer wurde dort eine Badekabine auf Rädern ins Wasser gebracht. Dort badeten Damen, die als Sommergäste im Haffkamp wohnten. Wir Jungs waren neugierig, aber die Damen hatten ein Badekostüm an, das alles versteckte, so dass nichts besonderes zu entdecken war. Heute ist alles anders, viel schöner. Begeisterung: Ich hockte damit in unserer Wohnstube auf dem Fußboden. Ich stelle mir das Paradies als einen Garten mit wunderbaren Bäumen vor, außerdem auch eine Palme mit hinein. Auch warm musste es hier sein, denn Adam und Eva hatten ja nichts anzuziehen. Einen See malte ich und unseren alten Apfelbaum. Ganz im Vordergrund auf einem Ast sitzend einen Papagei, den hatte ich mal gesehen. Etwas tiefer, gegenübersitzend malte ich Adam und Eva. So weit war alles gut gegangen, bis auf Eva, die machte mir Schwierigkeiten: Ich kam mit ihrem Busen nicht zurecht. Dort sah‘s immer ziemlich komisch aus. Da half mir meine Mutter, die zugesehen hatte, wie ich mich abquälte, mit ein paar guten Ratschlägen aus der Klemme. In einer Misswahl hätte meine Eva wohl kein Glück gehabt, aber ich war damals noch zufrieden.“
Rudolf Heinrich Behrend wurde in Neuheikendorf als Sohn des Arbeiters Gustav Adolph Behrend geboren. Dieser stammte aus Mohrungen in Ostpreußen und heiratete im Jahr 1891 Magdalena Catharina Kähler. Sie war die Schwester von Anton Christian Kähler, der im selben Jahr die Kate „Grünstengel“ von Claus Hinrich Rühr erwarb – jenes Haus, in das Rudolf Behrend später mit seiner Frau Luise einzog.
Luise war das zweitälteste Kind von Anton Christian Kähler und seiner Frau Luise Magdalene, geb. Bauer. Ihr älterer Bruder Heinrich starb 1918 an einer Grippe. Ihr jüngerer Bruder Ernst Otto betrieb eine Autovermietung mit angeschlossener Werkstatt im Neuheikendorfer Weg 7. Die gesamte Familie kam 1944 durch eine Luftmine ums Leben. Der Bruder Otto Christian war bereits im Ersten Weltkrieg gefallen. Zur Familie gehörten außerdem die beiden jüngeren Schwestern Martha und Dorothea. Martha heiratete den Gärtner Gustav August Kay aus Schwartbuck, der auf dem Brammerkrug lebte.
Rudolf Heinrich Behrend starb während der Schneekatastrophe 1979 in seinem Haus.
Die alte Kate „Grünstengel“ existiert noch heute, bekannt als das sogenannte „Behrend-Haus“ im Neuheikendorfer Weg 136. Sie dient heute als soziokulturelles Zentrum und ist ein gefragter Ort für Ausstellungen und Veranstaltungen verschiedenster Art. Weitere Informationen gibt es auf www.behrend-haus-neuheikendorf.de